Schatten

Ein pädagogisches Konzept

Während das Haustier als „Familienmitglied“ angesehen wird, werden Nutztiere meist als Objekte betrachtet.

Die Arbeit mit Nutztieren eröffnet uns die Möglichkeit, unter Berücksichtigung der arteigenen Ansprüche, Kinder und Jugendliche an die Tiere heranzuführen und in ihr Bewusstsein aufzunehmen. Dabei steht immer die pädagogische Zielsetzung im Vordergrund, die landwirtschaftliche Produktion ist hierbei eher sekundär, hat aber auch ihren Stellenwert. Hierfür halten wir seit 2012 eine kleine Herde von 7 weiblichen Schafen und einen Schafsbock. Die Tiere stammen aus dem Tierheim in Witten. Bei uns leben die Tiere auf einer Wiese in artgerechter Haltung und werden von Schülern und Schülerinnen der vierten Klassenstufe versorgt und gepflegt. Zu dem kümmern sich immer wieder die Familien unserer Schüler um die Ferienversorgung.

 

Bedingt durch ihre Körpergröße sind die Schafe für einige Schüler ernster zu nehmen als Meerschweinchen und Kaninchen.

Dennoch sind die Schafe kleiner und „leichter“ zu handhaben als z.B. Pferde und sprechen daher ganz andere Schüler an, als diese Tiere.

Im Frühjahr bekommen die Schafe Lämmer, um die sich die Schülerinnen und Schüler natürlich noch verstärkt kümmern. Die Schüler erleben die Geburt und das Aufwachsen der Lämmer hautnah mit und bekommen hier vielfältige Lernanreize.

Außerdem werden die Schafe immer wieder von Klassen zum Streicheln, Spielen und Füttern besucht.

Beim Versorgen der Schafe ist zum Einen der Aspekt der Verantwortungsübernahme wichtig. Zum Anderen verlangt diese selbstständige Tätigkeit für einige Kinder aber auch ein großes Maß an Selbstbewusstsein, das in der Gruppe immer mehr wächst.

Ferner eignen sich die Schafe zum Kennenlernen des Schafescherens, sowie der Wollverarbeitung und zur Bewusstseinsbildung in ökologischen Bereichen, wie artgerechte Haltung von Nutztieren und Erhalt alter Nutztierrassen.

 

Positive Aspekte der Schafhaltung an der Waldorfschule

 

Physische Wirkungen:

 

•Verbesserung des Gesundheitszustandes durch motorische Aktivierung

•Förderung des allgemeinen Wohlbefindens, Stressabbau

•Senkung des Blutdrucks

•Muskelentspannung (Entspannung und Senkung des Muskeltonus )

• Förderung der Reaktionsfähigkeit und Koordination

• Förderung der Grob- und Feinmotorik

• Förderung der Körper- und Sinneswahrnehmung

• Emotionale Stabilisierung und Abbau von Ängsten

• Steigerung der Aufmerksamkeit

• Sprachanregung

 

Mentale und psychologische Wirkungen:

 

• Kognitive Anregung ( Lernen über Tierhaltung )

• Emotionales Wohlbefinden

• Förderung von Selbstbewusstsein

• Reduktion von Angst

• Psychologische Stressreduktion

• Erfahrung von Geborgenheit im Zusammensein mit dem Tier

• Antidepressive Wirkung

• Direkte Spiegelung des eigenen Gemütszustandes durch das Tier

• Förderung der Lernmotivation

 

Soziale Wirkungen

 

• Erleben von Körperkontakt

• Entwicklung von Empathie, Rücksichtnahme und

   Verantwortungsgefühl 

• Grenzen erfahren und setzen lernen

• Respekt erfahren und lernen auszustrahlen

• Förderung der Interaktion/ Kommunikation

• Vermittlung von Gesprächsstoff

• Förderung sozialer Kontakte

• Aggressionsminderung

Außerdem können dieTiere fächerübergreifend in allen Klassenstufen genutzt werden.

Zum Beispiel im Sachunterricht oder im Fach Biologie, als Motiv zum Abzeichnen oder bildhauerischen Gestalten im Kunstunterricht, als Schreibanlass im Fach Deutsch.

 

Ergänzend zur tiergestützten Pädagogik muss auf den hohen pädagogischen Nutzwert der Schafswiese hingewiesen werden, auf der immer wieder Arbeiten anfallen, die Schüler in Gruppen oder alleine bewältigen. Hiermit kann persönlichkeitsbildend auf die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler Einfluss genommen werden.

Das Konzept der tiergestützten Pädagogik darf nicht als starrer Rahmen verstanden werden und muss immer wieder fortgeschrieben und angepasst werden.